MuK: Alles beim Alten oder: Gewohnheitssache

Nichts scheint schwieriger, als Routinen und Gewohnheiten zu verändern. Unser Gehirn ist nämlich nicht darauf ausgelegt, ständig neue Entscheidungen treffen zu müssen.

 Familie beim Schneespaziergang

Was gelernt ist, ist gelernt, für immer abgespeichert und jederzeit abrufbar. Das hilft beim Zähneputzen und beim Bremsen im Straßenverkehr, beim Spiegeleierbraten oder Tastenschreiben am Computer: Motiviert durch Lob (Führerschein, Gewichtsverlust, Gehalt …) wird anfangs unser Belohnungszentrum im Gehirn motiviert und Dopamin ausgeschüttet. Dieser Neurotransmitter vermittelt uns ein gutes Gefühl und verstärkt entsprechendes Verhalten. Mit der Zeit reagiert das Belohnungssystem nicht mehr nur auf die Belohnung selbst, sondern auf den Trigger-Reiz, der dem Verhalten vorausgeht: Man fühlt sich alleine, will sich trösten und isst Schokolade. Man sitzt mit Freunden in der Kneipe und trinkt Bier. Man muss warten, hat Langeweile – greift zur Zigarette oder zum Handy.

Will man Gewohnheiten ändern, braucht es gute Strategien, denn das geschieht nicht von heute auf morgen und ergibt nur Sinn, wenn das Problem auch wirklich als Problem gesehen wird. Je nach Motivation und Unterstützung im Umfeld kann das ein paar Wochen dauern, es gibt keine magische Zahl. Außerdem ist es abhängig vom Belohnungsreiz, den die neue Gewohnheit mit sich bringt, und dem persönlichen Durchhaltevermögen. Das wiederum ist auch abhängig von gesellschaftlichen Strukturen, die unsere Gewohnheiten prägen. So sind Softdrinks im Restaurant teurer als alkoholische Getränke, Tickets für den ÖPNV zu teuer, zu viel Zucker in Lebensmitteln, der Griff zu Fertigessen einfacher als unter Zeitdruck selbst zu kochen, Werbung tut ihr übriges. In Sachen Medien ist es nicht besser: Wenn wir in einer Gesellschaft leben, die den digitalen Wandel befeuert und immer unkritischer hinterfragt, dass Kinder schon in der Grundschule ein Handy bekommen und in den Sozialen Netzwerken aktiv sind, wenn es keine Institution gibt, die Inhalte reguliert, fällt es schwer, diesbezüglich eine klare Haltung zu entwickeln und eigene Medienrituale einzuüben.

Trotzdem, oder erst recht!, sollten wir versuchen, neue Gewohnheiten zu etablieren, jede Familie für sich und wir alle gemeinsam, schließlich wollen wir unsere demokratischen Werte erhalten. Wir hätten sogar ein paar Ideen:

  • Abends vor dem Schlafengehen über den Tag sprechen, was man im Netz gesehen und erlebt hat, was einen beschäftigt. Gemeinsam auf der Couch oder eingekuschelt im Bett. Belohnung: Nähe, Bindung, Familienzeit, Liebe.

  • Statt aus Langeweile reflexartig zum Handy greifen, Murmeln von links nach rechts in die Jackentasche stecken oder Kaugummi kauen. Alternativ: Aus dem Fenster schauen und atmen. Belohnung: Ruhe und Auszeit fürs Gehirn, wieder selbst denken lernen.

  • Statt endlos durch den Feed zu scrollen, selbst in Bewegung kommen und an die Luft gehen (Aufstehen, Liegestütze machen, Schritte zählen). Belohnung: Stabilisierung von Herz-Kreislaufsystem, Selbstwirksamkeit und ein gutes Körpergefühl.

Und welche Vorsätze haben Sie?

Alles Gute für 2025 wünscht das MuK-Team

Ilona Einwohlt

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